Norwegen
Dieses Jahr war eine Wanderung mit Peter durch die norwegische Wildnis nördlich des Polarkreises dran. Wir sind mit Rucksäcken in denen vom Zelt bis zum Kocher alles Nötige verstaut war, in die Berge bei Harstad auf den Lofoten gezogen. Geplant war der Weg entlang des Harstad Powertrails.
12.06.2017
Am ersten Tag flogen wir von Stuttgart über Kopenhagen und Oslo zum Flughafen Narvik. Auf dem Flug zum Zielflughafen sahen wir aus
dem Fenster schneebedeckte Berge. Das hob unsere Spannung, wie die Wanderung wohl werden würde, natürlich um einiges an.
Nach der Landung gegen halb sieben Abends stiegen wir auf ein sonnenüberflutetes Rollfeld aus und suchten uns den Bus, der uns nach
Harstad bringen würde.
In Harstad machten wir uns zuerst auf die Suche nach Brennspiritus für unseren Trangiakocher. Das war gar nicht so einfach, denn die
Supermärkte, die wir abklapperten, hatten alle keinen Spiritus. Nach einer Stunde Suche fanden wir schließlich eine Flasche Rødsprit
in einer Tankstelle.
Dann konnte das Abenteuer endlich losgehen. Wir ließen die Stadt hinter uns und suchten die ersten Caches entlang des Powertrails.
Um 22:45 Uhr fanden wir einen Vespertisch, wo wir erstmal Pause einlegten.
Kurz darauf ging es auch schon weiter. Unsere erste Mitternachtssonne haben wir dann fotografisch festgehalten:
Nach einer weiteren Stunde kamen wir am Musvatnet an, ein See auf ungefähr 280 Höhenmetern. Hier schlugen wir unser Zelt auf und
machten uns erstmal was zu Essen. Aufgrund der Rucksäcke mussten wir stark kalkulieren, wieviel Essen wir mitnahmen. Da wir vorhatten,
die kompletten zehn Tage in den Bergen zu bleiben, hatten wir für die ganze Zeit unser Essen dabei, welches aus Reis, Nudeln, Soße,
Brot, Minisalami, Chai Latte Pulver und Energieriegeln bestand. Wasser entnahmen wir direkt aus der Natur. Keep it simple ;)
Gegen 3 Uhr stiegen wir dann ins Zelt und schließen bis 11 Uhr durch.
13.06.2017
Als die Sonne aus einer anderen Richtung und vor allem aus einem höheren Winkel auf das Zelt schien, wurde es wärmer und wir wachten auf. Nach einem Frühstück packten wir unsere Sachen zusammen und begannen den weiteren Aufstieg.
Den Geocaches folgend, stiegen wir weiter auf. Bald mussten wir kleinere Schneefelder überqueren, deren Schneedecke wegen des 11-Kilo-Rucksacks immer wieder nachgab und es etwas beschwerlich machte, vorwärts zu kommen. Aber wir setzten unseren Weg beharrlich fort, bis wir an ein sehr schönes Fleckchen Erde kamen und wir beschlossen, hier eine Pause zu machen. wir legten uns auf den grün bewachsenen Boden und chillten. Dabei schlief ich kurz ein und als ich aufwachte, war Peter weg. Aber nach einer kleinen Suche konnte ich ihn entdecken. Er hatte sich an ein windgeschütztes Eck zurückgezogen, um zu lesen.
Nach einer Weile ging es weiter. Wir planten, die Mitternachtssonne vom nächsten Berggipfel aus zu bestaunen. Als wir dort nach einer weiteren Weile ankamen, packten wir unser Kochgeschirr aus und kochten uns Reis mit Soße. Anschließend lasen wir noch und warteten auf Mitternacht. In dieser Höhe wurde es trotz Sonnenschein doch etwas kalt und so wickelten wir uns in unsere Schlafsäcke. Dann war es soweit und wir bewunderten und fotografierten die Mitternachtssonne.
14.06.2017
Gegen 00:30 Uhr machten wir uns wieder uf den Weg entlang des Geocaching-Trails, aber bald merkten wir, dass dieser Plan wenig sinnvoll war. Denn Die Schneefelder wurden immer größer und da die meisten Caches am Boden versteckt waren, mussten wir einsehen, dass wir wohl nur wenig Chancen hatten. Dazu kam noch das beschwerliche Vorankommen durch den Schnee. Außerdem sollte in den nächsten 14 Stunden das Wetter umschlagen. Also machten wir uns auf den Weg zurück und nahmen die Strecke, auf der der Powertrail wieder retour kam. Auch der Abstieg ging durch große Schneefelder und querfeldein. Nach ungefähr sechs Stunden waren wir wieder an unserer Schutzhütte, wo wir nach einem Frühstück das Zelt aufbauten und dann bis zum Nachmittag durchschliefen.
Nachdem wir aufgewacht waren, saßen wir noch ein Weilchen in der Sonne. Gegen Abend zog sich der Himmel zu und ein kühler Wind begann zu wehen. Wir bauten das Zelt ab und planten, wie es weiter gehen sollte. Von mehreren Couchsurfing-Gastgebern antwortete niemand auf unsere Anfrage. Schließlich reservierten wir eine kleine Hütte auf dem Campingplatz von Harstad. Diese wurde aber ers am Abend des 16.Juni frei, also mussten wir noch eine Weile in der kalten Wildnis verbringen. Die Nacht, die ohne Sonnenschein deutlich dämmriger war, verbrachten wir in der Schutzhütte, wo der kalte Wind immer wieder hineinfegte. Auch war auf den Sitzbänken sehr wenig Platz. Kein Wunder also, dass wir nicht so gut schliefen und stattdessen auch lasen, um die Zeit zu verbringen.
15.06.2017
Um bei der ganzen Kälte ein bisschen Bewegung zu bekommen, gingen wir, nachdem wir unser Zeug in die Rucksäcke verstaut hatten, ohne diese auf den Hügel hinter der Hütte. Die Rucksäcke ließen wir für diese Zeit einfach in der Hütte. Ab und zu regnete es, aber wir blieben trocken, dank unserer Ponchos. Der Wind jedoch blies immer weiter.
Wieder zurück an der Hütte schnappten wir unsere Rucksäcke und machten uns auf den Weg. Der Plan war, in der Zeit bis die Hütte frei wurde, eine größere Schleife zu gehen und dabei viele Caches zu sammeln. Unser Weg führte uns durch den Wald langsam ins Tal, wo wir dann vorbei an Europas nördlichster Trabrennbahn und einem ehemaligen Flugplatz, von dem man aber gar nichts mehr sieht, wieder in die Nähe von Harstad kamen. Inzwischen hatte ich Kopfweh bekommen und war ganz schön fertig. Wir fragten die Leute beim Bogenschießgelände, ob sie uns sagen könnten, wo wir am besten das Zelt aufschlagen könnten. Sie waren sehr nett und erlaubten uns, das Zelt auf ihrem Gelände aufzuschlagen und den Unterstand zu nutzen. Außerdem durften wir bei ihnen unsere Wasserreserven nachfüllen. Nach dem Abendessen, von dem ich vor lauter Kopfschmezen fast nichts runterbekam, gingen wir ins Zelt und ich schlief 13 Stunden lang.
16.06.2017
Als wir aufwachten, war das Wetter zwar nicht besser, aber es regnete nicht mehr. Also gönnten wir uns ein Frühstück und machten uns cachenderweise auf
den Weg zum Campingplatz. Wir kamen dabei durch das Veranstaltungsgelände des Bikertreffens von Nordnorwegen. Die Leute waren alle fröhlich und sehr
betrunken. Einer wollte uns ein Bier ausgeben und ein anderer wollte dass ich sein selbst gemischtes Getränk probiere... Das war vielleicht ein Teufelszeug.
Als wir dann endlich in unserer Hütte waren, aßen wir unseren kompletten Proviant auf und gingen danach einkaufen.
17.06.2017
Nach dieser Nacht in einem echten Bett waren wir wieder voller Energie uns starteten nach einem Frühstück unsere Erkundungstour entlang der Fjordküste der Halbinsel, auf der der Campingplatz liegt. Das Wetter war wechselhaft und bescherte uns immer wieder neue Aussichten aufs Meer. Wir gingen bis ans Nordende der Halbinsel und von dort aus ging es stramm bergauf. Ganz oben hatten wir einen prima Blick über die Bucht von Harstad. So verging der Tag sehr schnell und wir waren schon wieder auf dem Weg zurück zum Campingplatz, wo wir die Hütte wechseln mussten, da unsere Hütte anderweitig gebucht war.
18.06.2017
An diesem Tag blieben wir ganz faul in der Hütte und aßen und lasen. Auch ein Chilltag muss mal sein...
19.06.2017
Bis 10 Uhr mussten wir die Hütte verlassen haben und wir konnten auch keine andere bekommen. Glücklicherweise hatten wir inzwischen eine Antwort von einem Couchsurfer bekommen, bei dem wir die nächsten zwei Nächte unterkommen konnten. Das Haus war jedoch gute 10 Kilometer nördlich. Also packten wir ein weiteres Mal unsere Rucksäcke und fuhren mit dem Bus ins Zentrum von Harstad. Dort fanden wir ein paar Caches und schauten uns die Stadt an.
Später gingen wir weiter nach Norden zur Halbinsel Trondendes, wo wir unerwartet auf viel Geschichte trafen. Hinter der Kirche befinden sich
die Überreste eines Arbeitslagers von Kriegsgefangenen der Nazis. Auch wenn man wirklich nicht mehr viel davon sieht, ist die Vorstellung, wie
es dort war, sehr gruselig...
Ein wenig weiter konnten wir die Überreste zweier Langboothäuser der Wikinger sehen. Dann machten wir uns durch einen schwülen Wald voller Stechmücken
auf den Weg zu unserer neuen Unterkunft. Als wir fast da waren hielt ein Auto neben uns an und der Fahrer fragte uns, ob wir Vater und Sohn auf Tour wären, die zum
Couchsurfen unterwegs sind. Unser Gastgeber Thor-Rune hatte uns zufällig entdeckt, als er eine weitere Couchsurferin aus Italien vom Bus abgeholt hatte.
Zusammen fuhren wir noch einkaufen und kochten uns später Pasta.
20.06.2017
An diesem Tag machten wir eine Geocachingtour zurück nach Harstad. Die Italienerin begleitete uns, weil sie in Harstad ins Schwimmbad wollte. Wir hatten ausgemacht, dass wir uns später am Busbahnhof treffen, um gemeinsam nach Hause zu fahren, aber als wir dort ankamen, war sie nicht da und wir warteten, bis der Bus fuhr. Als wir dann am Hazs eintrafen, hatte sie Thor-Rune angerufen und sich abholen lassen...
21.06.2017
Der letzte Tag der Reise war gekommen und wir ließen uns von Thor-Rune zum Busbahnhof fahren. Unser Bus zum Flughafen kam allerdings einige Stunden später. Um dem kalten Wind auszuweichen, setzten wir uns in einem Einkaufszentrum auf ein Sofa und lasen, bis der Bus kam. Der Plan war, beim Flughafen noch ein paar Caches zu sammeln und dann das Zelt aufzustellen und dort bis zum Morgen zu schlafen, bis der Flug ging. Die Cachingtour nach Evenes war kein Problem, zumal wir unterwegs die Rucksäcke einfach im Gebüsch versteckten und sie nicht tragen mussten. Aber der Wind war inzwischen echt kalt geworden und ich hatte absolut keine Lust, im Zelt zu schlafen. Also wollten wir es darauf ankommen lassen, die Nacht im Flughafengebäude zu verbringen, obwohl uns gesagt wurde, dass es da eine Sperrstunde gibt. Wir wurden aber nicht herausgeschmissen. Jedenfalls waren die Sitze im Wartebereich aber auch nicht wirklich bequem und wir verbrachten um die acht Stunden mit warten bis es losging. Zum guten Schluss habe ich mir durch die Klimaanlage und die Lüftng eine ordentliche Erkältung geholt.